Ein Welpe macht in den ersten zwölf bis achtzehn Monaten seines Lebens eine unglaubliche Entwicklung durch, für die wir Menschen zwei Jahrzehnte benötigen: Von der Geburt über die Kindheit zur Pubertät, bis hin zur Geschlechtsreife und dem Erwachsensein. Wichtig ist, dass der Mensch seine Erziehung, die Art, wie er mit dem Hund umgeht und das, was er von seinem Hund verlangt den verschiedenen Entwicklungsstadien anpasst, damit ein vertrauensvoller, offener Hund aus ihm wird.
Wie man einen Hund richtig erzieht - bleiben Sie fröhlich, gerecht, konsequent und ganz klar!
Hundeerziehung hat sich sehr verändert in den letzten zehn Jahren. Wir haben gelernt heutzutage mit anderen Möglichkeiten als mit Druck, Strafe oder gar Schlägen zu erziehen. Wir wissen, dass eine erfolgreiche Hundeerziehung vor allem über Motivation und Spaß funktioniert. Dabei gibt es individuelle Unterschiede unter den Hunden: Manche arbeiten sehr gern mit dem Menschen Zusammen und finden alles großartig, was ihnen angeboten wird.
Vor allem die Rassen, die für die enge Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet wurden wie Hütehunde, Vorstehhunde oder viele der Begleithunderassen. Andere dagegen brauchen schon etwas mehr Überzeugung, um zu tun, was der Mensch von ihnen verlangt, und man muss sich großartige Belohnungs-Strategien ausdenken, um sie bei Laune zu halten. Wieder andere- wie viele der orientalischen Windhunderassen, Terrier oder der Herdenschutzhunde - tun sich schwer damit, überhaupt Befehle zu empfangen, weil sie über Jahrhunderte hinweg selbstständig und alleine arbeiten sollten.
Tatsache ist jedenfalls: Erziehung heißt vor allem, durch Wiederholungen Gewohnheiten aufzubauen, bis das immer wieder wieder- holte Verhalten zur zweiten Natur geworden ist. Einem Verhalten, das man nicht möchte, müssen Grenzen gesetzt werden durch ein klares, Nein!" oder, Lass das!", ein bestimmtes Geräusch oder den Abbruch eines Spiels. Laut werden nützt nichts, sondern baut nur Druck auf (Hunde hören sehr viel besser als Menschen, man muss sie also gar nicht anschreien).
Mit Strafen kommt man nicht weiter, denn „Bestrafung" funktioniert nur, wenn der Bestrafte nachvollziehen kann, warum er bestraft wird, also wenigstens ansatzweise unser Wertesystem begreift, um sich dann „zu bessern". Das ist bei Hunden nicht der Fall. Sie machen nichts von dem, was sie tun vorsätzlich, absichtlich oder gar, um uns, eins auszuwischen". Ein kleines Kind malt nicht mit Lippenstift die Tapete an, um uns zu ärgern, sondern weil es eine gute ldee zu sein scheint. Ein Hund kaut kein Loch ins Sofa, um uns zu ärgern, sondern weil keiner da war, um es ihm zu verbieten, weil er keinen Kauknochen hatte und seine Zähne aber juckten, oder weil ihm langweilig war. Und wenn er nicht hört, wenn wir ihn rufen, haben wir ihm bisher eben keinen zuverlässigen Rückruf beigebracht: Das ist also unsere nächste Aufgabe-Komm!" ohne Ablenkung üben, bis es wie im Schlaf klappt und erst dann wieder in den Hundepark zu gehen.
Was auch immer Sie lhrem Hund ansonsten beibringen wollen: Das wichtigste Kommando ist zweifellos "Hier!". Ein Hund, der zuverlässig zurückkommt, hat mehr Freiheit, darf ohne Leine laufen und kann mit anderen Hunden spielen. Deshalb sollten Sie alle Zeit und Sorgfalt in dieses Kommando stecken. Gehen Sie mit Ihrem Welpen in ein abgeschlossenes Gelände, aus dem er nicht verschwinden kann, und fangen Sie an: Rufen Sie den Namen Ihres Hundes und koppeln Sie es mit dem, Hier"-Wort, das Sie von nun an immer hierfür verwenden, also „Fiffi hier'!" oder Fiffi zu mir!", oder, Fiffi hierher!"- wichtig ist, dass es bei diesem Wort bleibt. Und dann rennen Sie los. Der Welpe wird Ihnen im fröhlichen Galopp folgen, denn er will Sie ja keinesfalls verlieren. Bleiben Sie stehen, gehen Sie in die Hocke, lassen Sie den Kleinen herankommen und geben Sie ihm einen Keks zur Belohnung.
Und dann wiederholen Sie das Ganze. Üben Sie das "Hier!“ mit lhrem Welpen 20-30 Mal am Tag, auch im Haus, bevor Sie ihn füttern, bevor Sie mit ihm spielen, damit es ihm wirklich zur 2. Natur wird. Schwieriger wird es, ihn zu rufen, wenn er etwas wirklich Interessantes vor der Nase hat. Ein Hund, der erst fünf Monate alt ist, wird das nicht können, weil er Sie im Zweifelsfall gar nicht hört, wenn er gerade mit einem anderen Hund spielt und tobt. Vergeuden Sie lhr Kommando also nicht, sondern holen Sie ihn in solchen Fällen einfach. Aber wenn er alleine im Garten herumwurschtelt, rufen Sie ihn mit verheißungsvoller, fröhlicher Stimme, und geben Sie ihm einen Keks, sobald er da ist.Je schwieriger die Situationen, aus denen Sie den jungen Hund herausrufen, desto toller muss die Belohnung sein, die Sie ihm bieten, denn er hat ja wirklich etwas Besseres zurück gelassen, um zu Ihnen zu kommen.
Sobald Ihr Hund in die Pubertät kommt, ist möglicherweise schon wieder alles ganz anders: Es ist durchaus möglich, dass Ihr Teenager Sie nur noch mit leerem Blick ansieht, wenn Sie zu ihm, Sitz" oder,Komm" sagen, obwohl er das bisher doch wunderbar beherrscht hatte. Das Problem ist das gleiche wie bei menschlichen Teenagern: Die hormonellen Umstrukturierungen im Teenager-Gehirn sorgen für so erhebliche Umbauten, dass es schlicht nicht „normal" funktionieren kann. Machen Sie sich keine allzu großen Sorgen: Wenn Sie konzentriert bei der Sache bleiben, wird lhr Hund irgendwann wieder so gut gehorchen wie früher.
Zur Erziehung gehört dazu, unerwünschtes Benehmen auch zu korrigieren. Grenzen setzen ist wichtig. Jede Mutter tut dies, wenn ihr etwas zu viel wird, jedes Kind muss lernen, Grenzen zu akzeptieren, jede gute Partnerschaft lebt davon, dass man die Grenzen des anderen wahrnimmt und respektiert. Manch schlechtes Benehmen" lässt sich ohne großen Aufhebens einfach ignorieren: Wenn Ihr Welpe versucht, Sie anzuspringen, drehen Sie sich schnell weg und dem Hund den Rücken zu. Beugen sich erst zu ihm herunter, um ihn zu streichein oder zu begrüßen, wenn er (mal kurz) alle vier Füße auf dem Boden hat. Wenn Sie ihn ignorieren, nehmen Sie ihm das weg, was er ja dringend wollte: Ihre Aufmerksamkeit. Wenn er allerdings gerade im Begriff ist, das Familienkaninchen oder Ihre Stradivari anzunagen, kann man das nicht einfach ignorieren. Hierfür müssen Sie ein Wort etablieren, das dafür sorgt, dass der Welpe das, was er tut, unterbricht.,Nein" ist möglicherweise nicht das richtige Wort, weil man es den ganzen lag lang in viel zu vielen, unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet, und damit sei- ne Bedeutung für den Hund „aufweicht"., Lass' das!" ist vielleicht eine gute Alternative, oder Sie denken sich ein Fantasie-Wort aus, das nur dann verwendet wird, wenn Sie möchten, dass der Hund etwas unterlässt.
Ein im richtigen Moment eingesetztes,Lass' das!" wird den Welpen zumindest unterbrechen, wenn er gerade lIhre Schuhe schreddert. Sie brauchen nicht einmal die Stimme erheben, sondern ihn nur mit festem Ton ansprechen und den Gegenstand entfernen, den er in Ruhe lassen soll. Manche Hunde sind allerdings etwas unempfindlicher, was ein Lass „das!" betrifft dann darf man sie auch mit dem Finger antippen, verbunden mit einem klaren „strengen,Lass das!"- aber immer im direkten
Zusammenhang mit dem,Vergehen'. Diskutieren Sie nicht, machen Sie eine Ansage- wir können von Hunden viel lernen, was das richtigeTiming betrifft.
Legen Sie einen Keks auf die Handfläche und halten ihn dem Welpen hin. Möchte er den Keks nehmen, schließen Sie schnell die Hand und sagen, lass das". Nach kurzer Zeit öffnen Sie die Hand erneut und wiederholen Sie das Spiel. Meist lernen Welpen recht schnell, was, Lass „das" bedeutet und werden bald, wenn Sie die Hand öffnen, zur Seite gucken und sich vielleicht über die Nase lecken (das ist eine Art Entschuldigung- man nennt es ,Beschwichtigungssignal). Warten Sie ein bisschen und bieten Sie ihm den Keks wieder an mit dem Kommando, Nimm „es" (und ab jetzt gibt es Kekse NUR noch mit der Aufforderung, Nimm es"). Wenn dies funktioniert, steigern Sie die Anforderung und legen einen Keks vor sich auf den Boden. Achten Sie darauf, dass Ihr Hund sich nicht auf den Keks stürzt, sondern stellen Sie sich so hin, dass Sie im Zweifelsfall den Fuß darauf stellen können.
Wiederholen Sie diese Übung so lange zuerst zu Hause, und schließlich unter Ablenkung draußen, bis Ihr Hund den Keks so lange nicht anrührt, bis Sie ihn mit, Nimm'es!" freigeben.
Richtiges Timing ist das A und O in der Hundeerziehung. Bei Hunden hat man ca. 2-3 Sekunden Zeit, um ein erwünschtes Verhalten zu bestätigen oder einem unerwünschten Verhalten eine Grenze zu setzen. Alles was danach erfolgt, kann der Hund nicht mehr mit dem vorher gezeigten Verhalten in Verbindung bringen. Im Falle einer Belohnung ist das nicht weiter schlimm, der Hund wird sich über den „Gratis-Keks" freuen. Wenn Sie ihm allerdings eine Grenze setzen wollen, ist es sehr wichtig, dass der Hund versteht, was genau Sie nicht wollen-sonst wird er Sie für unberechenbar halten.
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